Der Programmkinoverband AG Kino – Gilde kritisiert die Pläne, den Ländern Lockdowns für Kulturveranstaltungen zu ermöglichen und gleichzeitig andere Lebensbereiche außen vor zu lassen.
„Kinos haben das geleistet, was große Flughäfen und Bahnanbieter angeblich nicht können: jeden einzelnen Gast zu kontrollieren. Nun soll die Kultur als Sündenbock dafür herhalten, dass andere Bereiche ihrer Kontrollpflicht nicht nachkommen“, so Christian Bräuer, Vorsitzender des Verbands. „Theater und Kinos haben in den vergangenen Monaten strikt und engagiert die Umsetzung von 3G- und 2G-Kontrollen und Hygienekonzepten befolgt. Täglich hören wir von unseren Gästen, dass sie bei uns das erste Mal eine Prüfung der Nachweise erlebten.“
Zahlreiche Studien haben belegt, dass Kinos und Theater sichere Orte sind. Dies zeigt auch die jüngste Auswertung der Daten der Luca-App, dass Kulturorte gerade mal einen Bruchteil der Warnungen ausmachen, wohingegen das Feld mit großem Abstand von Bars, Clubs und Restaurants angeführt wird.
„Wir haben im letzten November schmerzlich erfahren müssen, dass ein ‚Lockdown light‘, der mehrere Lebensbereiche komplett auslässt, nichts bewirkt und sind sprachlos, dass diese Ungleichbehandlung nun fortgesetzt und sogar verstärkt werden soll“, so Christian Bräuer.
Die Kinos haben es gerade wieder geschafft, ansatzweise auf die eigenen Beine zu kommen. „Unverhältnismäßige Auflagen wie ‚2G-plus‘ oder gar erneute Schließungen wären für viele verhängnisvoll“, so Bräuer. „Nach fast zwei Jahren Erfahrungen mit der Pandemie braucht und verdient die Kultur eine differenzierte Betrachtung, die das tatsächliche Gefährdungspotenzial berücksichtigt. In der aktuellen Situation müssen Maßnahmen dort ergriffen werden, wo sie etwas bewirken. Was wir brauchen, ist Planbarkeit, Verlässlichkeit sowie ein klares kulturpolitisches Aufbruchssignal.“
Große Sorge bereitet den Verbandsmitgliedern, dass aktuell erneut pauschal vor Veranstaltungen und Innenräumen gewarnt wird, auch wenn das Infektionsrisiko aufgrund der Art der Interaktion – im Kino: keine Kommunikation während der Vorstellung, fester Sitzplatz, hohe Räume, raumlufttechnische Anlagen – sehr unterschiedlich ist. Die Niederlande haben die Kinos daher aktuell auch vom Lockdown ausgeschlossen.
„Wenn nun harte Maßnahmen für Kulturbetriebe angekündigt werden, müssen unbedingt sofort auch Förder- und Rettungsprogramme für den ganzen Sektor ausgeweitet und verlängert werden,“ so Bräuer. „Denn für viele freie und privatwirtschaftliche Kulturanbieter wäre ein erneuter Lockdown und weitere Verschärfung der Auflagen fatal.“
Quelle: AG Kino-Gilde