1 Tag × 1 Film × Kinos aus Frankfurt × zahlreiche Veranstaltungen
Mit FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM möchten das Film- und Kinobüro Hessen, das Kulturamt der Stadt Frankfurt und Kinos aus Frankfurt und RheinMain die Lust am Kino befeuern und vergegenwärtigen, dass die Kinos unentbehrliche Orte der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen sind und das Erleben von Filmen auf der großen Leinwand gemeinsam mit anderen Menschen noch immer am schönsten ist.
In seinen unterschiedlichen Formaten fragt FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM: Wie sehen wir den Film heute? Wie hat sich die Stadt bis heute gewandelt? Was hat sich über die Jahre hinweg in den Narrativen und der Repräsentation von Menschen der unterschiedlichsten Themen im Film geändert? Wie wurden Filme in der Vergangenheit in Frankfurt produziert? Wie reiht sich der Film in die facettenreiche Frankfurter Filmgeschichte bzw. Kulturgeschichte ein?
Erstmals feierte FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM im Jahr 2022 seinen Auftakt mit HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE! aus dem Jahr 1991 von Regisseurin Doris Dörrie. RÜCKBLICK: Das Programm aus 2022.
Das war die 2. Ausgabe von FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM!
Bei der diesjährigen Ausgabe am 17. März 2024 wurde in acht Frankfurter Kinos (Cinéma Frankfurt, Cinestar Metropolis, Filmforum Höchst, Harmonie Kino, Kino im DFF, Mal Seh’n Kino, Orfeos Erben, Pupille – Kino in der Uni) UNTER DIR DIE STADT von Christoph Hochhäusler gezeigt.
Das Kick-off von FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM fand im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum in Anwesenheit aller Filmgäste, darunter der Regisseur Christoph Hochhäusler, sein Drehbuch-Co-Autor Ulrich Peltzer, die Produzentin Bettina Brokemper, der Kameramann Bernhard Keller sowie der Hauptdarsteller Robert Hunger-Bühler statt.
Im Anschluss an die Filmvorführung führte Dr. Eva Hielscher, Sammlungsleiterin des DFF-Archivs, ein Werkstattgespräch mit den beiden Drehbuchautoren Christoph Hochhäusler und Ulrich Peltzer zum Thema VON DER IDEE ZUM FILM.
In der Pupille – Kino in der Uni unterhielt sich Produzentin Bettina Brokemper mit Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der hessischen Filmförderung Hessen Film & Medien, UNABHÄNGIGES PRODUZIEREN, dessen Chancen und Herausforderungen sowie ihren Werdegang als Produzentin.
Darüber hinaus ging Brokemper im Orfeos Erben mit der Jungen Generation hessischer Film zum viel diskutierten Thema MACHTMISSBRAUCH BEIM FILM ins Gespräch.
Kameramann Bernhard Keller, der Frankfurt in UNTER DIR DIE STADT auf neuartige Weise in Szene setzte, ließ das Mal Seh’n Publikum im Gespräch mit Jörg Geißler über die Arbeitsweise des Gewerks Kamera teilhaben.
Thematisch wurde im Filmforum Höchst durch die Auseinandersetzung von BILDER ZEIGEN ZWISCHENWELTEN in Kooperation mit dem Programm Joblinge und dem Gallus Zentrum ein entstandener Fotofilm von Frankfurter Jugendlichen gezeigt. Die kreativen Teilnehmer*innen konnten nach der Präsentation mit dem erfahrenen Kameramann Keller über die Arbeit an und mit der Kamera ins Gespräch kommen.
Auch den weniger bekannten Gewerken Location Scout und Motivaufnahmeleitung wurde Aufmerksamkeit geschenkt. Die damaligen Teammitglieder Christiane Zietzer und Yvonne Wassong organisierten in Zusammenarbeit mit dem Filmhaus Frankfurt und den Frankfurter Stadtevents eine Drehortführung, die sich vor allem den zentralen Drehorten des Skyper, dem Silberturm, dem Commerzbank Tower und dem Hotel Le Méridien widmete.
Ein weiteres Highlight war die Lesung mit Filmgespräch im Harmonie Kino: Hauptdarsteller Robert Hunger-Bühler las eine Szene aus dem Drehbuch und ging im Anschluss mit Jill Stickler vom FemSex-Kollektiv ins Gespräch, bei dem sie den Fokus auf die Beziehungsdynamiken zwischen den Hauptcharakteren legten.
Social-Media-Star Mirco Becker von “Damals in Frankfurt” näherte sich gemeinsam mit dem Regisseur der kontrastreichen Stadt Frankfurt und den filmischen Möglichkeiten, diese für ein Publikum erlebbar werden zu lassen.
Nach einer ereignisreichen Tour de Force durch die Frankfurter Kinoszene endete FRANKFURT SCHAUT EINEN FILM im Cinema mit allen geladenen Gästen und Kooperationspartnern, die mit Heiko Hanel von Xinemascope, Radio X, den Tag gemeinsam mit dem Publikum Revue passieren ließen.
Zum Programm für den 17. März mit UNTER DIR DIE STADT
Die Gäste und Moderator*innen im Überblick
Über den Film
UNTER DIR DIE STADT entstand während der Weltfinanzkrise mitten im Frankfurter Bankenviertel. Doch adressiert er nicht die Zeitgeschichte, sondern begibt sich auf die Suche nach den Strukturen der (Finanz-)Macht. Der Film beobachtet ihre Träger*innen und Marionetten, ihre Rhetorik, Ästhetik und vor allem die Orte, die sie prägt. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Stadtporträt, das Finanzthriller und Liebesromanze zugleich ist und die biblische David-Bathseba-Geschichte ins Frankfurter Finanzzentrum verlegt:
Svenja zieht mit ihrem Mann, dem Bankier Oliver, nach Frankfurt und beginnt mit seinem Chef, dem einflussreichen Bankmanager Roland Cordes, eine Affäre. Gewohnt, die Welt nach seinem Willen zu formen, schafft sich Cordes freie Bahn und entsendet Oliver auf einen Risikoposten ins ferne Ausland. Ein unberechenbares Macht- und Liebesspiel beginnt.
„UNTER DIR DIE STADT ist ein ungewöhnlicher, verstörender Film. Unmerklich entwickelt er eine Sogwirkung, die sich bis zur letzten Szene steigert. Und in dieser lässt Hochhäusler die Geschichte im Kopf des Zuschauers noch einmal neu beginnen.“ (Carolin Ströbele auf zeit.de, 21.05.2014, Aufruf: 03.07.23)
„Dem Schauplatz Frankfurt am Main nähert sich der Regisseur Christoph Hochhäusler wie fremden Planeten aus der Distanz. Die sphärischen Streichertiraden von Benedikt Schiefer begleiten eine schwerelose Kamera, die sich ihren Weg in diese Stadt aus Glas und Beton bahnt, mitten in ihr Zentrum, den Finanzdistrikt. Über die ästhetische Ambivalenz der Frankfurter Fassaden tastet sich Hochhäusler allmählich an sein Thema heran. (…) Was passiert, wenn alles erreicht ist?“ (Felix von Boehm auf critic.de, 17.05.2010)
Das „moderne Königsdrama“, wie Hochhäusler selbst seinen Film bezeichnet (FAZ 24.8.2009), feierte die Uraufführung 2010 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und wurde auf dem Filmfest in München mit dem Preis für das Beste Drehbuch ausgezeichnet.